What Must Be Said About Israel's Threat to World
Peace?
A Poem By Gunter Grass
Al-Jazeerah, CCUN, April 9, 2012
The poem was first published in the Süddeutsche Zeitung, then it was
translated and published by the Guardian.
The poem is about the Israeli threat to the World peace as a result of
the Israeli threats and preparations to launch attacks on Iranian nuclear
sites.
Günter Grass
guardian.co.uk,
What Must Be Said
By Günter Grass
Translated into English by Breon Mitchell
***
What must be said?
Why have I kept silent, held back so long,
on something openly practiced in
war games, at the end of which those of us
who survive will at best be footnotes?
It's the alleged right to a first strike
that could destroy an Iranian people
subjugated by a loudmouth
and gathered in organized rallies,
because an atom bomb may be being
developed within his arc of power.
Yet why do I hesitate to name
that other land in which
for years—although kept secret—
a growing nuclear power has existed
beyond supervision or verification,
subject to no inspection of any kind?
This general silence on the facts,
before which my own silence has bowed,
seems to me a troubling lie, and compels
me toward a likely punishment
the moment it's flouted:
the verdict "Anti-semitism" falls easily.
But now that my own country,
brought in time after time
for questioning about its own crimes,
profound and beyond compare,
is said to be the departure point,
(on what is merely business,
though easily declared an act of reparation)
for yet another submarine equipped
to transport nuclear warheads
to Israel, where not a single atom bomb
has yet been proved to exist, with fear alone
the only evidence, I'll say what must be said.
But why have I kept silent till now?
Because I thought my own origins,
Tarnished by a stain that can never be removed,
meant I could not expect Israel, a land
to which I am, and always will be, attached,
to accept this open declaration of the truth.
Why only now, grown old,
and with what ink remains, do I say:
Israel's atomic power endangers
an already fragile world peace?
Because what must be said
may be too late tomorrow;
and because—burdend enough as Germans—
we may be providing material for a crime
that is foreseeable, so that our complicity
wil not be expunged by any
of the usual excuses.
And granted: I've broken my silence
because I'm sick of the West's hypocrisy;
and I hope too that many may be freed
from their silence, may demand
that those responsible for the open danger
we face renounce the use of force,
may insist that the governments of
both Iran and Israel allow an international authority
free and open inspection of
the nuclear potential and capability of both.
No other course offers help
to Israelis and Palestinians alike,
to all those living side by side in emnity
in this region occupied by illusions,
and ultimately, to all of us.
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Grass' Gedicht im
Wortlaut Was gesagt werden muss
04.04.2012, 12:03 2012-04-04
12:03:08
Das Gedicht von
Günter Grass
Günter Grass warnt in der "Süddeutschen Zeitung" vor
einem Krieg gegen Iran. In seinem Gedicht mit dem Titel "Was gesagt
werden muss" fordert der Literaturnobelpreisträger deshalb, Israel dürfe
keine deutschen U-Boote mehr bekommen.
Warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist
und in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir
allenfalls Fußnoten sind.
Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, der das von einem
Maulhelden unterjochte und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk auslöschen könnte, weil in dessen Machtbereich der Bau
einer Atombombe vermutet wird.
Doch warum untersage ich mir, jenes andere Land beim Namen zu
nennen, in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten - ein
wachsend nukleares Potential verfügbar aber außer Kontrolle, weil
keiner Prüfung zugänglich ist?
Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein
Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und
Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er mißachtet wird;
das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig.
Jetzt aber, weil aus meinem Land, das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind, Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt
wird, wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch mit flinker
Lippe als Wiedergutmachung deklariert, ein weiteres U-Boot nach
Israel geliefert werden soll, dessen Spezialität darin besteht,
allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die
Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist, doch als
Befürchtung von Beweiskraft sein will, sage ich, was gesagt werden
muß.
Warum aber schwieg ich bislang? Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, verbiete, diese Tatsache
als ausgesprochene Wahrheit dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.
Warum sage ich jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte: Die
Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden? Weil
gesagt werden muß, was schon morgen zu spät sein könnte; auch weil
wir - als Deutsche belastet genug - Zulieferer eines Verbrechens
werden könnten, das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld
durch keine der üblichen Ausreden zu tilgen wäre.
Und zugegeben: ich schweige nicht mehr, weil ich der Heuchelei des
Westens überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen, es mögen sich viele
vom Schweigen befreien, den Verursacher der erkennbaren Gefahr zum
Verzicht auf Gewalt auffordern und gleichfalls darauf bestehen,
daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen
atomaren Potentials und der iranischen Atomanlagen durch eine
internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen
wird.
Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern, mehr noch,
allen Menschen, die in dieser vom Wahn okkupierten Region dicht
bei dicht verfeindet leben und letztlich auch uns zu helfen.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809
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